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  • Release-Datum:
    03.03.2023
  • Label:
    Lights & Lines
Gozer Goodspeed

Escape Hatch Fever

Gozer Goodspeed ist ein englischer Singer-Songwriter und Multiinstrumentalist aus Plymouth, der kürzlich seine zweite LP „Escape Hatch Fever“ veröffentlichte. Laut eigener Aussage sind seine Leidenschaften Koffein, Hüte und Gitarrensaiten, die nicht leicht reißen. Zwei dieser Zutaten eignen sich, um viel Zeit damit zu verbringen, Songs zu schreiben und sie aufzunehmen.

Nach einigen EPs veröffentlichte Goodspeed im Jahr 2019 seine Debüt-LP „Running With The Outliers“, die er in seinen neu gebauten Whistlewood Studios aufgenommen hatte. Nach hauptsächlich akustischer Musik spielte er hier zum ersten Mal mit einer kompletten Band.

Auf seiner neuen LP „Escape Hatch Fever“ präsentiert sich der Indie-Blues-, Rock- und Folkmusiker von einer sehr experimentellen Seite – sowohl, was das Songwriting betrifft als auch den Sound. Nach einem kurzen, besinnlichen Intro folgt der Titelsong, der sehr sparsam instrumentiert ist, sich jedoch durch seine brillant-bissige E-Gitarre auszeichnet.

Mit „Full Tilt Revival“ landen wir im schmutzigen Delta-Blues – gemischt mit einer Prise Psychedelic. Sehr ungewöhnlich.

Das kurze Outro „Reprise“ versinkt im Hall und führt uns zu „Scattershot Comeback King“ mit waberndem Bass, soundmäßigen Jimi-Hendrix- und Jeff-Beck-Anleihen und einer Psychedelic-Atmosphäre, die sowohl im San Francisco der 60er Jahre als auch in den souligen Sümpfen Louisianas heimisch sein könnte.

„Sense In The Age Of Excess“ besticht durch eine Sound-Vielfalt, die jede Strophe und jeden Refrain als etwas Neues erscheinen lässt. Ein E-Piano lauert bedrohlich im Hintergrund und löst sich in einem Gitarren-Soli auf, das im letzten Teil des Songs ein zweites Thema einführt.

Doch was wäre Gozer Goodspeed ohne seine vertraute akustische Gitarre? Die führt er im Song „The Last Blood Moon Of The Year“ ein. Melodie pur gemischt mit Klangeffekten, die nicht nur fernöstlich klingen, sondern auch Erinnerungen an Crosby, Stills, Nash & Young, den frühen Al Stewart und The Incredible String Band wecken. Extrem geschmackvoll.

Es folgt das trügerische „Vagus Nerve“. Das akustische, melodiöse Intro lässt einen glauben, man befinde sich auf sicherem Boden … doch dann reißt einen eine harte, verzerrte Gitarre in den tiefen Morast, aus dem es kein Entrinnen gibt. Und wen höre ich da aus der Ferne sein OK zu diesem Song geben? Ach ja, klar … Donovan natürlich…

Beim Songtitel „What If Everything Goes Right?“ frage ich nur: „Wieso? Is doch noch alles joot jejange!“ Wer viele Gitarrensounds und -spielarten in einem Song mag, liegt hier genau richtig. Unverzerrt, verzerrt, mit und ohne Hall – und das alles unterlegt mit einem Bass, der so trocken ist, dass es staubt!

Und wie könnte man eine Platte, in der kein Song dem anderen auch nur annähernd gleicht, besser beenden als mit „You Alone Choose The Table“? Hier bekommt die Gitarre so viel Sphäre mit, dass sie uns endgültig in die psychedelischen Tiefen des Universums schießt.

Gozer Goodspeed gehört noch nicht zu den ganz großen Namen – doch ich kann nur hoffen, dass sich das bald ändert, denn hier präsentiert sich ein bedingungslos eigenständiger, kompromissloser Musiker, der trotz aller stilistischen Einflüsse sein ganz eigenes Ding durchzieht, dabei aber die musikalische Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft handgemachter Musik auf einer Platte vereint.

Prädikat: absolut empfehlenswert

Carsten Schaefer

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